Besondere Lernleistung (BLL) als 5. PK im Berliner Abitur 

​​Die besondere Lernleistung (BLL) ist eine von zwei Möglichkeiten, die fünfte Prüfungskomponente im Berliner Abitur zu erbringen, und kann als Alternative zur Präsentationsprüfung gewählt werden.


Die BLL besteht aus einer umfangreichen schriftlichen Arbeit und einem anschließenden Prüfungsgespräch. Sie wird außerhalb des regulären Unterrichts über einen längeren Zeitraum eigenständig erstellt.


Die besondere Lernleistung darf sich nicht auf ein Kursthema aus einem einzigen Fach wie Mathe, Deutsch oder Englisch beschränken. Mögliche Themen sind zum Beispiel:

  • ein besonderes schulisches Projekt,
  • die Teilnahme an einem Wettbewerb (z. B. „Jugend forscht“),
  • eine fachübergreifende Forschungsfrage.

Ist die BLL als fünfte Prüfungskomponente für dich geeignet?

Die BLL ist für dich besonders geeignet, wenn du neben der Vorbereitung auf die anderen Abiturprüfungen über längere Zeit selbstorganisiert an einem größeren Projekt arbeiten möchtest.


Folgende Interessen und Voraussetzungen sprechen für die Wahl einer BLL als fünfte Prüfungskomponente:

  • Du arbeitest gerne schriftlich.
  • Du strukturierst und organisierst deine Arbeit gerne selbst.
  • Es fällt dir leicht, Ziele über einen langen Zeitraum hinweg zu verfolgen.
  • Du hast ein Thema (z. B. persönliches Interesse, Wettbewerbsprojekt, Praktikum), das dich interessiert und mit dem du dich gerne vertiefend beschäftigen möchtest.
  • Du hast Interesse an wissenschaftlichem Arbeiten (Recherche, Argumentation, Methodik).


Weniger geeignet ist die BLL, wenn langfristiges Planen und selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten dir schwerfallen oder wenn du dich im mündlichen Präsentieren wohler fühlst als im Schreiben. Auch wenn du keine konkrete Projektidee hast oder kurzfristig mit der 5. PK beginnen willst, solltest du lieber die Präsentationsprüfung wählen.

Aufbau der besonderen Lernleistung (BLL)

Die BLL besteht aus zwei Bestandteilen:

  1. schriftliche Arbeit,
  2. Kolloquium (Prüfungsgespräch mit Kurzpräsentation der Ergebnisse).


Beachte, dass eine klassische Präsentation wie bei der Präsentationsprüfung nicht zur BLL gehört. Das Kolloquium enthält lediglich eine kurze Ergebnisdarstellung zu Beginn.

1. Schriftliche Arbeit

Die schriftliche Dokumentation bildet den Kern der BLL. Du erstellst sie eigenständig im zweiten Teil der Qualifikationsphase der Oberstufe über mehrere Monate hinweg.


In deiner Ausarbeitung sollst du zeigen, dass du in der Lage bist, wissenschaftspropädeutisch zu arbeiten. Das bedeutet, dass du grundlegende Methoden, Denkweisen und Prinzipien der Wissenschaft verstehst und in der besonderen Lernleistung anwenden kannst.


Die schriftliche Arbeit besteht aus etwa 20 Seiten und beinhaltet:

  • eine klar formulierte Leitfrage mit fachlichem oder fachübergreifendem Bezug,
  • eine strukturierte Gliederung (Einleitung – Hauptteil – Schluss),
  • eine eigenständige Analyse oder Bewertung (z. B. durch Textauswertung, Umfragen, Experimente),
  • Quellenangaben und ein Literaturverzeichnis sowie ggf. Anhang mit Abbildungen,
  • eine Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Arbeit.

2. Kolloquium

Der zweite Teil der BLL ist ein Prüfungsgespräch vor einem Prüfungsausschuss nach Abgabe der Arbeit. Das Prüfungsgespräch besteht aus einer Kurzvorstellung der Ergebnisse und einem fachlich-methodischen Gespräch über deine Arbeit.


Im Prüfungsgespräch geht es unter anderem um folgende Punkte:

  • Vertiefung zentraler Inhalte deiner Arbeit,
  • Begründung methodischer Entscheidungen,
  • Reflexion deines Arbeitsprozesses,
  • Einordnung deiner Ergebnisse in größere fachliche Zusammenhänge.

Wie finde ich das richtige Thema für die BLL?

Ein gutes BLL-Thema ist problemorientiert, eigenständig und wissenschaftlich zugänglich. Es darf zudem nicht identisch mit einem Unterrichtsthema sein, sondern muss darüber hinausgehen.

Merkmale geeigneter ThemenMerkmale ungeeigneter Themen 
wurden selbstständig entwickeltreine Beschreibungen oder Nacherzählungen historischer Ereignisse
beinhalten eine wissenschaftliche Leitfrage oder HypotheseBiografien ohne analytische Fragestellung
erlauben einen fachübergreifenden oder vertiefenden Zugangwiederholen fast ausschließlich den Schulstoff
bieten Quellen für eigenständige Recherchekaum Quellen oder keine Beschäftigung mit dem Thema über die Quellen hinaus möglich
lassen Raum für eigene Bewertung, Analyse oder Argumentationpersönliche Erfahrungsberichte ohne methodische Auswertung

Diese Leitfragen kannst du zur Themenfindung nutzen:

  • Was interessiert mich wirklich? Womit wollte ich mich schon immer einmal ausführlich beschäftigen?
  • Habe ich ein besonderes Wissen, Hobby oder Projekt, das ich einbinden kann?
  • Mit welchen unterrichtlichen Themen möchte ich mich über das Gelernte hinaus beschäftigen? Kann ich unter Umständen Themen aus zwei Fächern miteinander verbinden?
  • Welche Fragestellungen werden aktuell gesellschaftlich diskutiert?


Beispielthemen findest du ab Seite 16 in der Handreichung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zur fünften Prüfungskomponente in Berlin.

Bewertungskriterien der BLL

Die BLL als fünfte Prüfungskomponente wird von der betreuenden Lehrkraft bewertet. Eine Zweitkorrektur wird von einer weiteren Lehrkraft erstellt. Die Bewertung erfolgt unter anderem auf Basis der in der Tabelle dargestellten Aspekte.

Schriftliche ArbeitKolloquium
fachlicher Gehalt, Tiefe und ReflexionDarstellung der Arbeitsergebnisse (kurz, klar, ohne Medienpflicht)
Struktur und sprachliche QualitätVerständnis der eigenen Arbeit
methodischer AufbauFähigkeit zur Reflexion und kritischen Einschätzung
Richtigkeit, Transparenz der Quellenarbeit und EigenständigkeitReaktion auf Rückfragen

Die schriftliche Arbeit zählt dreifach und das Prüfungsgespräch einfach (Verhältnis 3 : 1).


Wichtig: Eine klassische Präsentation, z. B. mit PowerPoint, gehört nicht zur BLL. Falls du diese Art der Prüfung bevorzugst, ist die Präsentationsprüfung die richtige Prüfungsform.

BLL und Präsentationsprüfung im Vergleich

In der Tabelle findest du einen übersichtlichen Vergleich wichtiger Merkmale der besonderen Lernleistung (BLL) und der Präsentationsprüfung.

Besondere Lernleistung (BLL)Präsentations­­prüfung
schriftliche Arbeit (ca. 20 Seiten) + Kolloquium (Prüfungsgespräch ohne klassische Präsentation)Präsentation (mediengestützt) + Prüfungsgespräch + schriftliche Ausarbeitung (ca. 5–6 Seiten)
langfristiges Projekt über mehrere Monate außerhalb des Unterrichtskürzerer Zeitraum, stärker im Schulkontext integriert
Betonung auf wissenschaftlichem Arbeiten (Recherche, Analyse, Methodik)Betonung auf anschaulicher Darstellung, Visualisierung, Argumentation
eigenständige Leitfrage, oft mit Wettbewerbs- oder Projektbezug, Thema darf nicht nur ein Kursthema wiederholen, muss wissenschaftlich und/oder fächerübergreifend seinfachübergreifendes Thema mit klarem Bezug zu zwei Fächern
kein Präsentationsanteil, nur kurze Vorstellung im KolloquiumPräsentation ist zentraler Bestandteil, visuell und medial unterstützt
Bewertung: schriftliche Arbeit 3-fach, Kolloquium 1-fach (3 : 1)Bewertung: Präsentation 2-fach, Gespräch 1-fach, Ausarbeitung 1-fach (gesamt 3 : 1)
inhaltliche Tiefe und methodische Reflexion im Fokusstrukturierte Darstellung, Medienwahl, Präsentations­­fähigkeit im Fokus
höhere Anforderungen an Eigenständigkeit und Langzeitplanunghöhere Anforderungen an Präsentation, Medienkompetenz und Gesprächsführung



 

FAQ

Nein, eine mediengestützte Präsentation wie bei der Präsentationsprüfung ist nicht Teil der BLL. Neben der schriftlichen Arbeit beinhaltet die BLL ein Prüfungsgespräch. Du stellst dein Projekt zu Beginn des Prüfungsgesprächs kurz vor, darauf liegt aber nicht der Schwerpunkt des Gesprächs.

Ja, du darfst eine Wettbewerbsteilnahme nutzen, sofern:

  • sie einem Schulfach zugeordnet werden kann,
  • dein Anteil klar erkennbar ist (bei Gruppenarbeiten),
  • sie ggf. durch schriftliche Ergänzungen den Anforderungen genügt.

Ja, im Gegensatz zur Präsentationsprüfung darf die BLL im selben Fach wie ein Prüfungsfach erbracht werden. Dabei muss ein überfachlicher oder vertiefender Aspekt erkennbar sein.

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